Menschen mit Behinderung hoffen nun auf viele Spender
Regensburg/Zeitlarn. Länger als zehn Jahre hat der vkm Regensburg, Verein für körper- und mehrfachbehinderte Menschen e. V., nach einem Standort für ein Zentrum für tiergestützte Therapien gesucht. 2016 ist der Selbsthilfeverein in Zeitlarn fündig geworden. Weitere vier Jahre hat es gedauert, bis im September 2020 ein Pachtvertrag für ein passendes knapp vier Hektar großes Grundstück notariell beurkundet werden konnte, berichtet vkm-Vorsitzende Christa Weiß bei einer Medienpräsentation, coronabedingt im Freien, vor dem Rathaus in Zeitlarn.
Der vkm Regensburg will in der Gemeinde Zeitlarn an der Grenze zur Gemeinde Regenstauf das „Zentrum für tiergestützte Therapien Ostbayern“, kurz „Theo“, errichten. Projektleiter Thomas März-Kronfeld stellte bei der Präsentation in Zeitlarn den Planungsstand vor, der in den vergangenen Jahren mit massivem ehrenamtlichen Einsatz erreicht worden ist.

Tiere helfen heilen
Geplant sind eine große Mehrzweckhalle mit behindertengerechter Ausstattung und speziellen Hilfsmitteln, ein Sozialgebäude mit Therapie- und Gemeinschaftsräumen, Räume für Gruppentherapien, Stallungen für etwa zehn Therapiepferde, für Alpakas, Esel und Schafe sowie für Kleintiere wie Kaninchen, Meerschweinchen, Hühner und Gänse. Dazu kommen Bergeräume für Futtervorräte und Geräte.
Auch Büroflächen und eine Betriebsleiterwohnung sind vorgesehen, ebenso Übernachtungsmöglichkeiten für Gruppen- oder Ferienmaßnahmen. Einen ersten Entwurf hat das Architekturbüro Knipl, Pracht und Partner aus Schwandorf erstellt, informiert März-Kronfeld. Damit das Theo auch aus energietechnischer Sicht ein Vorzeigeprojekt wird, steht dem vkm mit Professor Michael Sterner von der OTH Regensburg ein ausgewiesener Energieexperte zur Seite.
Drei Millionen Euro Spenden sind nötig
Die Kosten für Grundstück (Erbpacht und Miete), Erschließung, Gebäude, Einrichtung und Sonderausstattung sowie die Gestaltung der Außenanlagen werden insgesamt etwa dreieinhalb Millionen Euro betragen. Neben Zuschüssen von Aktion Mensch und verschiedenen Stiftungen ist der als gemeinnützig anerkannte Verein nun auf etwa drei Millionen Euro Spenden angewiesen, damit das Therapiezentrum gebaut werden kann, informiert Vorsitzende Christa Weiß. Sie ist zuversichtlich, dass die Spendensumme erreicht werden kann, denn „es ist erstaunlich, was die Menschen in der Region Regensburg in den vergangenen Jahren für verschiedene soziale Projekte alles auf die Beine gestellt haben“. Und „Menschen mit Behinderung verdienen wirklich die volle Unterstützung, wenn es darum geht, ihre Gesundheit zu verbessern und Lebensfreude zu ermöglichen.“
Vorzeigeprojekt für die Region Regensburg
Die Vereinsvorsitzende freut sich, dass bei der Präsentation und zum Auftakt zur Spendensammlung Landrätin Tanja Schweiger, der Regensburger Bürgermeister Ludwig Artinger, die Zeitlarner Bürgermeisterin Andrea Dobsch und der zweite Bürgermeister Bruno Schleinkofer aus Regenstauf mit dabei sind. Alle lobten das Engagement und vor allem den ehrenamtlichen Einsatz der Vereinsverantwortlichen des vkm Regensburg. Sie betonten übereinstimmend, dass sie sich dieses Vorzeigeprojekt für die Region Regensburg wünschen und voll hinter dem Projekt stehen. Sie wollen es im Rahmen ihrer Möglichkeiten nach Kräften unterstützen.
In dem neuen Zentrum für tiergestützte Therapien Ostbayern sollen für Menschen mit körperlichen, geistigen oder psychischen Beeinträchtigungen tiergestützte Therapien ermöglicht werden. Außerdem stehen inklusive Maßnahmen und Projekte auf dem Programm. Tiere sprechen bei den Menschen alle Sinne an. Tiere, ob groß oder klein, motivieren, faszinieren, sie erzeugen Respekt, Glücksmomente, bringen zum Lachen, sie wecken neuen Lebensmut und Zutrauen, sie stärken das Sozialverhalten. Dass Tiere heilen helfen, das ist inzwischen auch in wissenschaftlichen Untersuchungen nachgewiesen.
Die Inklusion im Blick
Mit Blick auf verschiedene Krankheitsbilder sei auch ein entsprechend geschützter Rahmen erforderlich, informiert Diplom Sozialpädagogin Christa Weiß. Bei manchen Patienten sei es etwa erforderlich, dass keine anderen (Freizeit-)Reiter in der Halle seien, weil dies die Therapie erschweren oder gar stören könne. Das Zentrum für tiergestützte Therapien soll auch Gruppenangebote und inklusive Maßnahmen ermöglichen.
Großes Interesse an dem neuen Gesundheitszentrum Theo zeigen Einrichtungen für Menschen mit Behinderung in der Region. Der vkm ist mit mehreren Trägern als mögliche Kooperationspartner im Gespräch. Synergieeffekte sieht der vkm für das Theo in der Zusammenarbeit mit dem VKKK (Verein zur Förderung krebskranker und körperbehinderter Kinder Ostbayern), der in unmittelbarer Nachbarschaft ein Nachsorgezentrum für krebskranke Kinder errichten möchte.
30 Jahre Erfahrung mit Therapeutischem Reiten
Der hohe Aufforderungscharakter von Tieren kann helfen, Patienten aus Hilflosigkeit, Passivität oder Gehemmtheit zu führen hin zu eigenständigem und selbstbestimmtem Handeln, berichtet Vereinsvorsitzende Christa Weiß. Je nach Krankheitsbild wirkt z. B. die Bewegung des Pferdes entspannend oder fördert den Muskeltonus. Für eine rollstuhlabhängige Person z. B. ersetzt das Pferd die Beine. Der Mensch mit Behinderung kann sich auf dem Pferd fortbewegen fast wie jeder gesunde Reiter.
Dass Tiere helfen können, bei Patienten, insbesondere bei Kindern, eine positive Grundstimmung zu erzeugen, das wissen viele aus Erfahrungen mit ihrem Haustier. Der vkm Regensburg hat mehr als 30 Jahre Erfahrung mit Therapeutischem Reiten. Das Angebot ist auf Reiterhöfen allerdings nur eingeschränkt möglich, der Bedarf kann bei Weitem nicht gedeckt werden, berichten März-Kronfeld und Weiß. „Spezielle Therapien erfordern besondere Voraussetzungen und spezielle Hilfsmittel, die normalerweise auf einem Reiterhof nicht vorhanden sind, weil es dort vorrangig um Freizeitgestaltung und Sport geht.“
Viel Arbeit für das Theo-Projektteam
Der ehrenamtliche Einsatz im vkm Regensburg für das Theo sei enorm, betont Weiß, „aber er lohne sich auf jeden Fall“. Für die Mitglieder des Projektteams, Vereinsvorsitzende Christa Weiß, Projektleiter Thomas März-Kronfeld sowie die Team-Mitglieder Helmut Reichl (Vereinskassier), Petra Schitko (Beisitzerin) und Engelbert Weiß (Medienbeauftragter) gebe es jedenfalls „eine Menge Arbeit“.
Dazu komme, so Weiß, dass Corona Spendensammel- und Benefizaktionen, ja sogar Infoveranstaltungen derzeit sehr erschwere. „Wir hoffen aber auf offene Ohren und Hilfsbereitschaft für unser großes Projekt.“ Viele habe Corona hart getroffen – finanziell, mit Verzicht auf eine Geburtstagsfeier oder auf Urlaub. Der eine oder andere habe sich aber auch Ausgaben gespart. So traurig das sei: Nicht ausgegebenes Geld jetzt einsetzen zu können, um für Menschen mit Behinderung besondere Therapien zu ermöglichen, das könne doch Spenden ermöglichen und Spendenbereitschaft wecken, so hoffen die Engagierten im vkm Regensburg.